Quellen der Macht

Im ersten Teil unserer Serie „Entmachtete Führung – und die Kompensation des Kontrollverlusts“ haben wir ein Praxisbeispiel zum Thema Machtverlust geteilt. Heute in Teil 2 klären wir, was Macht überhaupt ist.

Was ist Macht – und woher kommt sie?

Es gibt viele Definitionen für „Macht“. In dieser Serie fokussieren wir die „Macht“ auf die Geschäftswelt, in wirtschaftlichen Organisationen und im Kontext von Management und Leadership. In Organisationen sprechen wir von der Führungs:Kraft. Man könnte es auch Führungs:Macht nennen.

Der Duden beschreibt Macht als: „Gesamtheit der Mittel und Kräfte, die jemandem oder einer Sache andern gegenüber zur Verfügung stehen; Einfluss“. Der deutscher Soziologe Max Weber (1864-1920) beschreibt Macht so: „Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel, worauf diese Chance beruht“. Macht bedeutet also Einfluss zu nehmen auf Entscheidungen und auf andere Menschen.

Macht hat oft einen negativen Beigeschmack. Macht wird – nicht zu Unrecht – oft mit Angst, Unterdrückung, Missbrauch und Gewalt in Verbindung gebracht. Sicherlich passen diese Eigenschaften zu manchen Führungskräften und die Diskussion darüber ist notwendig und sinnvoll. Allerdings ist Macht nicht zwangsläufig negativ. In dieser Serie werden wir die Schattenseiten von Macht ausklammern und gleichzeitig nicht gänzlich ignorieren. Menschen zu beeinflussen ist eine Uraufgabe von Führungskräften. Ihre Wirkung ist weit über die Arbeitszeit hinaus zu spüren.

Die meisten Menschen arbeiten, weil sie von der Arbeit wirtschaftlich abhängig sind. Andere Motivatoren spielen sicherlich auch eine wichtige Rolle, wie nette Kollegen, interessante Aufgaben, der Erfolg oder der Sinn der Arbeit. Natürlich gibt es auch Menschen, die allein wegen diesen anderen Motivatoren arbeiten.

Für die Diskussion über die Verantwortung von Führungskräften ist diese Unterscheidung irrelevant. Führungskräfte beeinflussen das Leben der Menschen, die sie führen. Dessen sollten sie sich bewusst sein und verantwortungsvoll mit dieser Macht umgehen. Unethisches, unwürdiges, illegales Handeln ist nicht hinnehmbar.

Wir gehen davon aus, dass die Führung, die wir hier beschreiben, verantwortungsvoll mit ihrer Macht umgeht – auch wenn sie manchmal harte oder unpopuläre Entscheidungen treffen muss.

Was kannst du mit Macht tun? Du kannst sie haben, verlieren, erarbeiten, verdienen, vermehren, abgeben, schwächen, stärken, missbrauchen, sinnvoll oder sinnlos einsetzen, demonstrieren, verstecken und so weiter. Ist Macht also eine Ware oder eine Sache – ein Ding? Vielleicht. Sie ist bekannt als Werkzeug der Führung.

Aber woher kommt diese Macht? Wie gelangt sie in das Repertoire einer Führungskraft?

Die Quellen der Führungs:Macht

In der Literatur der verschiedenen Epochen, Kulturen und Philosophien finden wir viele Quellen der Macht. In Geschichten wird Macht durch den Zauberstab, den Zaubertrank oder auch den Flaschengeist verliehen. Superheld:innen sind damit geboren oder kommen irgendwie dazu.

Die Macht kommt von den Eltern, vom Volk, von einer/m Hexe:r, einer/m König:in, einer/m Präsident:in oder auch von der Führungskraft.

Macht wird vererbt, verliehen oder übernommen.

Wenn Menschen in Führungspositionen kommen, brauchen sie Macht. Das gilt sowohl als CEO/Geschäftsführung als auch als Abteilungs- oder Teamleitung.

Woher kommt nun diese Macht?

Führungspersönlichkeiten haben Fähigkeiten, Fertigkeiten und Eigenschaften, durch die sie machtvoll sind oder die sie wenigstens machtvoll erscheinen lassen. Diese Eigenschaften können in vier Kategorien zusammengefasst werden.

Die Basis der Macht für Führungskräfte – 4 Kategorien (mit einigen beispielhaften Eigenschaften)

  1. Die eigene Persönlichkeit
    Auftreten, Charisma, Überzeugungskraft, Entschiedenheit, Authentizität, Vorbild sein
  2. Das eigene Wissen
    Fachwissen, Methodenwissen, Kommunikations-Techniken, Erfahrungen
  3. Die eigene Position im Unternehmen
    Weisungsbefugnis, Ressourceneinteilung, Sanktionen, Belohnung
  4. Das eigene Netzwerk
    Einflussbereich, Ansehen, Verbündete, Kooperationen

Das Modell erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir verwenden es hier für Orientierung und Begriffsbestimmung. Wir werden in dieser Serie keine Einteilung in „gute“ und „schlechte“ Führungskräfte vornehmen.

Die Person, die ihre Arbeit als Führungskraft „effektiv“ ausführt, ist in der Lage, andere Menschen im eigenen Umfeld (Einflussbereich) zu beeinflussen. Der Einfluss erstreckt sich mindestens auf das Verhalten der Menschen während der Arbeitszeit. Weitergehend kann der Einfluss zum Beispiel auch in die Bereiche Einstellung und Haltung hineinwirken. Ohne diese Einflussmöglichkeiten ist die Führungskraft lediglich ein Amtsträger ohne Macht – sie kann nicht „effektiv“ oder „effizient“ agieren. Sie ist machtlos.

Es ist wichtig, sich nicht machtlos zu fühlen. In Zeiten von COVID oder russischen Angriffskriegen, Energieknappheit und steigenden Preisen fühlen sich viele Menschen machtlos. Und da wir das Gefühl von Machtlosigkeit kennen und wissen, dass es sich nicht gut anfühlt, richten wir den Blick auf die neue Machtlosigkeit von Führungskräften.

Führungskräfte wurden in den letzten Jahren schleichend entmachtet. Warum das so ist und wieso es notwendig war, was es aber auch bewirkt, beleuchten wir in den folgenden Teilen.

In der nächsten Folge, Teil 3 unserer Serie reflektieren wir, wie es dazu kam, dass viele Führungskräfte ihre Macht „schleichend“ verloren haben. Wir freuen uns, wenn Du morgen wieder dabei bist.

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